Barbara Bircher


Im Theater suche ich stets nach wahrem Ausdruck. Wobei auf der Bühne sehr vieles wahr sein kann. Wahr ist für mich, was neugierig macht, den Blick ins Innere einer Figur oder hinter die Dinge freigibt, was verzaubert oder schockiert, in jedem Fall aber berührt - und im besten Fall den Blickwinkel des Betrachters verändert oder erweitert.

Ich suche danach, wenn ich ins Theater gehe. Ich suche danach, wenn ich Regie führe oder Kurse gebe. Und im Alltag begegnet sie mir auf Schritt und Tritt, diese ‚Wahrheit’. Nur nicht immer da, wo ich oder Andere sie vermuten…

Theater ist für mich auch ein Ort der Lust: Lust, Neuland zu entdecken, Unmögliches möglich zu machen, Menschen nahe zu sein, in Sphären einzutauchen, die uns für Momente die sogenannten Alltagszwänge vergessen lassen, ein unerwartetes Schmunzeln oder ein befreiendes Lachen entlocken, da, wo wir eigentlich am Leben leiden sollten…

Ob das Theater nun Missstände aufzeigt oder über die Schrecken dieser Welt hinwegtröstet – ich verstehe es als Ort der Inspiration, der Begegnung, des Mensch-Seins.

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Ich gehöre nicht zu den Menschen, die seit jeher vom Theater träumten. Mit 22 Jahren, tätig in unterschiedlichen Jobs – nur nicht als die Primarlehrerin, zu der ich ausgebildet war – fand ich auf der Berufsberatung Unterlagen zum Studium der Theaterpädagogik. Zum ersten Mal nach Monaten der Ratlosigkeit packte mich die Begeisterung und ich begann in Berlin mein Studium an der Universität der Künste.

Menschen zum Spielen zu bringen war für mich das Grösste und eine absolute Neuheit. Später folgte eine Schauspielausbildung, ebenfalls in Berlin. Weiter arbeitete ich mit geistig behinderten Schauspielern, leitete Theatergruppen mit Stotterern und verhaltensauffälligen Kindern und wirkte selbst in der freien Szene als Schauspielerin und Musikerin.

Zurück in der Schweiz gründete ich das Tourneetheater Baselland, mit dem ich acht Jahre lang die Bühnen des Baselbiets bespielte. Meine Vision, Laien zu hohen schauspielerischen Leistungen zu führen und anspruchsvolles Theater auf ländlichen Bühnen zu zeigen, erfüllte sich. Daneben leite ich Kurse für Erwachsene und Projekte an Schulen.

In meiner Regiearbeit suche ich nach ganz persönlichen Wegen zur Erarbeitung von Figuren, Szenen und Atmosphären. Dabei lasse ich mich von den Spielenden inspirieren, ohne das Ergebnis vorher zu kennen. Das vorhandene schauspielerische 'Material' beim Proben zu erahnen und herauszulocken, darin liegt die Herausforderung. Die Arbeit an glaubhaftem Spiel ist für mich lustvolle Knochenarbeit... und gerne greife ich auch auf mein eigenes schauspielerisches Handwerk zurück.